Der Stuhl ist eine Erfindung des Altertums. Der Stuhl für Kinder existiert hingegen erst seit dem 17. Jahrhundert, als Kinderstühle noch dem Adel und dem Bürgertum vorbehalten waren. Auch davor gab es bereits für Kinder geeignete Stühle, diese waren jedoch lediglich Erwachsenenstühle im Kleinformat. Erst mit dem Fortschreiten der Industrialisierung stellte sich der Kinderstuhl mehr und mehr als eigenständige Gattung des Designs heraus. Seither befassten sich unzählige Gestalter mit den ergonomischen und hygienischen Herausforderungen eines Kinderstuhls. Die Entwicklung dieses Sitzmöbels seit dem Biedermeier wird in einer aktuellen Ausstellung der Neuen Sammlung in München beleuchtet.
Rückblickend auf die Designgeschichte des Kinderstuhls, lassen sich daran Entwicklungen in den Konstruktionsmethoden sowie dem Umgang mit modernem Material ablesen. Die Kinderstuhlsammlerin Gisela Neuwald hat seit den 1970er-Jahren über 290 Kinderstühle aus Asien, Afrika, Europa und Amerika quer durch die Jahrzehnte zusammengetragen. Darunter befinden sich neben den Klassikern der Designgeschichte von beispielsweise Philippe Starck, Konstantin Grcic und Alvar Aalto auch volkstümliche Kinderstühle. Diese wurden im Rahmen eines langjährigen Forschungsprojektes am Lehrstuhl für Raumkunst und Lichtgestaltung der Architekturfakultät an der TU München untersucht und klassifiziert. Durch diese Kooperation angeregt, stellt die Neue Sammlung 60 ausgewählte Kinderstühle aus, welche die Entwicklung des Sitzmöbels vom Biedermeier bis heute wiedergeben. Die Ausstellung wurde von Anna-Sophia Reichelt in Zusammenarbeit mit Bettina-Maria Mueller kuratiert. Festgehalten wird diese Ausstellung durch eine Publikation, die von Angelika Nollert herausgegeben wird.