Mixtype Magazine
Eine Kombination aus dem chinesischen, arabischen und lateinischen Schriftsystem findet man selten in einer einzigen Publikation. Das Projekt Mixtype Magazine, die Abschlussarbeit von Julia Schygulla, die an der Hochschule Trier entstanden ist, beschäftigt sich darüber hinaus auch mit interkulturellen Netzwerken und der Rolle des Designers in einem globalen Kontext.
Was waren die Herausforderungen bei der Gestaltung mit mehreren Schriftsystemen?
Während beispielsweise die lateinische und arabische Schrift Ober- und Unterlängen haben, wirkt die chinesische Silbenschrift mit ihrer quadratischen Grundform sehr kompakt. Hauptherausforderung waren die entgegengesetzte Lese- und Blätterrichtung im Magazin.
Denkst Du, multilinguale Gestaltung wird in Zukunft eine größere Rolle spielen?
Ja, sei es durch Custom Fonts für ein einheitliches globales Branding, mehrsprachige Informationsvermittlung als Folge der Migration oder ein zunehmendes Interesse daran, die eigene kulturelle Identität nach außen zu tragen.
Du schreibst, dass Du Dich mit der Rolle des Designers in Bezug auf die Globalisierung auseinandergesetzt hast. Wie sieht diese Rolle Deiner Meinung nach aus?
Design erreicht ein Publikum und hat damit Auswirkungen auf gesellschaftliche, ökologische oder ökonomische Themen. Wir können als Designer Werten folgen, die einen positiven Einfluss haben. Das kann bedeuten, weniger Klischees zu bedienen, durch das Einnehmen einer Vermittlerrolle für Akzeptanz zu sorgen, Komplexität zu organisieren oder eine ressourcensparende Produktion anzustreben. Insgesamt nachhaltig zu handeln.
Learning to Speak
In dem Projekt Learning to Speak beschäftigt sich die in Cleveland ansässige Gestalterin Natalie Snodgrass mit dem sogenannten Mid-Atlantic-Akzent, einem englischen Dialekt, der aus einer besonderen Mischung des amerikanischen und des britischen Englisch besteht. Anhand dieses Beispiels erforscht sie die komplexe Struktur und den Vorgang, bei dem Wort und Klang geformt werden.
Wie hast Du die Verbindung aus Worten und Lauten visualisiert?
Überlegungen zur Visualisierung von Sprache finden sich durchweg in der Gestaltung des Buches wieder: in der Nutzung des Seitenrasters, in dem teilweise rhythmischen oder strukturierten Einsatz von Typografie oder in dem Verhältnis und der Kodierung von Form und Schrift. Sprachen besitzen eine Komplexität, die wir in unserem Alltag vielleicht nicht zu würdigen wissen; deshalb schlägt das Design des Buches mit der Verwendung von Primärfarben und -formen, kombiniert mit ausgefeilten Rastern und Typografie, eine Brücke zwischen Komplexität und Einfachheit.
Wie kann Design den komplexen Hörsinn unterstützen?
Ich denke, dass Design und visuelle Sprache in vielerlei Hinsicht genauso vielschichtig und komplex sind, wie auditive Sprache. Es ist die Essenz von visuellem Kommunikationsdesign, das geschriebene und gesprochene Wort zu übersetzen und zu kommunizieren. Wie bei allen neuen Aufgaben müssen wir das Thema kritisch visualisieren und es aus diversen kulturellen, politischen, persönlichen und kontextuellen Perspektiven recherchieren. Das ist für jeden Designer zwingend notwendig.
The Fantastic Stories of H. G Wells
„The Fantastic Stories of H. G Wells“ ist eine bilinguale und visuelle Interpretation von Wells’ Kurzgeschichten. Margot Lévêque, die nach ihrem Master in Type Design jetzt an der Creative Schools and Community in Paris arbeitet, gestaltete eine Mischung aus Roman und Notizbuch, die sich sowohl auf Englisch als auch auf Französisch lesen lässt.
Wieso hast Du Dich dafür entschieden, mit den Kurzgeschichten von H. G. Wells zu arbeiten?
Ich habe dieses Projekt während meines Masterstudiums im Fach Schriftgestaltung umgesetzt. Die einzige Vorgabe war es, einen bilingualen Roman mit drei Kurzgeschichten von H. G. Wells zu gestalten. Ich habe Bezüge zu alten Biologie-Schulbüchern hergestellt, von Hand ausgefüllt, systematisch in Schwarz und Weiß. Ich wollte ein Editorial-Objekt erstellen, als sei dieser Roman ein persönliches Chemie-Notizbuch von H. G. Wells, das er auf seinem Nachttisch liegen hat.
Fiel es Dir schwer, bei der Gestaltung eine Hierarchie zu vermeiden?
Ein bilinguales Projekt erfordert ein ganz anderes Vorgehen als die Gestaltung mit nur einer Sprache, und über diese Herausforderung habe ich mich sehr gefreut. Die größte Schwierigkeit besteht darin, eine perfekte Harmonie zwischen den beiden Sprachen zu finden, ohne dass eine die andere dominiert. Im Fall von H. G. Wells ist nun die rechte Seite dem Englischen vorbehalten und immer in Italic gesetzt und links, recht klassisch, Französisch in Roman.