10 JAHRE HAMBACHER FORST.
EINE HOMMAGE AN DIE AKTIVIST*INNEN UND IHREN KAMPF UM DEN ERHALT DES WALDES
THEKLA EHLING, ANTJE GROTHUS, MATTHIAS JUNG, TODDE KEMMERICH (HRSG.)
KETTLER, B.NEN (DE)
DEUTSCH
240 SEITEN, 28 €
ISBN 978-3-86206-986-6
Etwa 42 Millionen Tonnen Kohlendioxid wurden im Jahr 2020 allein in Nordrhein-Westfalendurch den Energieversorger RWE ausgestoßen. Ein Teil der Kohle, die dabei verbrannt wird, stammt aus dem größten Baggerloch Europas, gleich neben dem Hambacher Forst. Hier begann vor zehn Jahren die Geschichte eines der bekanntesten Protestcamps des 21. Jahrhunderts: Nach einem Waldfest am 14. April 2012 entschied sich eine Gruppe von Aktivist*innen dazu, einen Natur- und Lebensraum zu verteidigen, den Bagger und Sägen bedrohen, vor allem aber die menschliche Gier. Mit der Zeit wuchs ein kleines Dorf heran, das zum Symbol der Anti-Kohlekraft-Bewegung wurde. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums dieser Bewegung erscheint das vorliegende Buch als Chronik aktivistischer und künstlerischer Positionen– ein kontrastreiches Gemisch aus emotionalen Texten und Dokumentarfotografie. Erfahrungsberichte der Waldbewohner*innen und Demonstrierenden reflektieren eine Zeit, die vom Zusammenleben und von traumatisierenden Eingriffen der Exekutive geprägt war. Das Bildmaterial von Sophie Reuter und 16 weiteren Fotograf*innen und Bildkünstler*innen gewährt Einblicke, die jenseits oberflächlicher Berichterstattung liegen. Etwas vom Chaos, das die Aktivist*innen im Hambacher Forst verursachen wollten, hat sich freilich auch auf das Buch übertragen, das vom Kölner Studio Serve and Volley gestaltet wurde. Die Texte ziehen sich fragmentarisch überviele Seiten, und ein wenig intuitives Lese-Leitsystem stiftet eher Verwirrung als Ordnung. Man muss sich auf diese Form einlassen, um an die Substanz der Inhalte zu gelangen. Diese aber lohnen sich. Dasselbe gilt wohl auch für den Protest. Bleibt noch eine Frage: Welche Klimabilanz darf ein Buch haben, dessen Herausgeber*innen dem fossilen Kapitalismus den Kampf angesagt haben? Circa 1,3 Kilogramm Treibhausgas werden für jedes Exemplar ausgestoßen. Wenn man diesen Wert mit dem Schaden vergleicht, den die Kohleindustrie anrichtet, ist er klein. Alles andere liegt im Auge der Betrachter*innen. MB