63 Jahre Designgeschichte liegen zwischen der ersten und der aktuellen Ausgabe von form. Für das Jahr 2021 wurde ein Redesign für das Magazin erarbeitet. Es berücksichtigt unter der Chefredaktion von Anton Rahlwes und Nina Sieverding sowohl das Erbe des Kultmediums und geht gleichzeitig neue Wege. „Ein Redesign kann viele Gründe haben: unternehmerische, optimierende, idealistische. Die oberflächlichen Veränderungen, zum Beispiel das Layout eines Magazins, sind nur die sichtbarsten“, erklärt Anton Rahlwes, Chefredakteur von form. „Bei unserem Redesign sollte eine gestalterische und inhaltliche Linie entwickelt werden, die unseren Workflow und interne Prozesse besser unterstützt als zuvor.“ Federführend beim Redesign war Max Hoffmann, Creative Director von Autostrada Studios aus Berlin. „Max Hoffmann hat einen grafischen Stil, der Dinge auf den Punkt bringt und gleichzeitig Raum für Neues lässt. Diese Kombination empfanden wir als sehr nah an der Version von form, wir sie hatten“, erklärt Nina Sieverding, Chefredakteurin von form.
Layout zum Lachen
Dass form ein Printmedium bleibt, stand im Redesign-Prozess außer Frage. Mit jeder gedruckten Ausgabe entsteht eine Art Zeitkapsel, die Zeitgeist, Haltungen und Ästhetiken konserviert. „Trotzdem muss ein gedrucktes Magazin im Jahre 2021 mehr können, als nur Inhalte festzuhalten: Wichtiger denn je ist das ganzheitliche Erlebnis“, erklärt Chefredakteur Anton Rahlwes. Gemeinsam mit der Chefredaktion entwickelte Autostrada Studios daher einen neuen Look für das Magazin: aufgeräumter, eigenwilliger, mutiger – und humorvoller. Klarheit schafft das neue Heft vor allem durch eine strenge Struktur – inhaltlich und gestalterisch. Jedem Format wurde im Prozess ein eigener Look zugeordnet. Fließtextschriften sind ab sofort größer gesetzt, großzügige Opener machen Lust auf Themen, die Bildsprache wirkt klar und prägnant. Das Cover wurde radikal auf seine Basiselemente Logo, Barcode, Preis und Bildebene reduziert: form steht für sich. Auf weitere Teaser wurde bewusst verzichtet, um die Stärke der Marke form zu betonen. Nur der Rücken des Magazins gibt weiterführende Informationen zu Jahrgang, Ausgabe und Fokusthema. Senkrecht ordnen sich die Zeichen, dem schmalen Rücken entsprechend, untereinander an, und kontrastieren in ihrer Verspieltheit das reduzierte Cover.
Fokus und Struktur
Natürlich wurde während des Redesign-Prozesses die gesamte Grundstruktur des Heftes unter die Lupe genommen. Bestehende und beliebte Rubriken und Formate wie „Meine Sammlung“, „Leider nicht meins“ oder „Digitale Nostalgie“ wurden beibehalten. Eine entscheidende Änderung gibt es allerdings: Das Fokusthema jeder Ausgabe erstreckt sich – bis auf wenige Ausnahmen – nun über das gesamte Heft und bietet so Platz, sich ausführlich mit einem Thema auseinanderzusetzen.
f wie form
Das ikonische, kleingeschriebene form-Logo blieb in seiner Essenz erhalten, wurde aber sensibel überarbeitet. Unterstützung dabei erhielt das Team durch eine Kooperation mit Dinamo Typefaces. Die Schweizer Foundry ist schon lange kein Geheimtipp mehr und bietet hohe Expertise in zeitgemäßer Schriftgestaltung. „Zitat zur Logoentwicklung von Max oder Johannes und warum wir das gemacht haben: Das Logo ist selbstbewusst, nicht zu gefällig und aktuell.“ Dinamo entwickelte nicht nur das neue form-Logo mit einem charakteristischen kleinen f, sondern fertigte auf Basis ihrer bereits bestehenden „Diatype“ die Custom-Schrift „form Diatype“ an, die neben dem neuen charakteristischen form-f über spezielle Funktionen wie einem angepassten Asterisk verfügt, der im Fließtext als Gendersternchen benutzt werden kann. Besonders letzterer war ein Herzenswunsch der Redaktion. „Ein Zitat von Max darüber, wie toll der Arbeitsprozess mit Dinamo war oder ein Zitat von Johannes, warum form so ein intereressanter Arbeitspartner ist“, sagt XY. Ergänzend zu der neuen Hausschrift des Magazins werden zwei weitere neue Schriften eingeführt: die Monospace „Literature“ von Laura Csocsán und Samira Schneuwly und die Antiqua „Rosart“ von Katharina Köhler, die von Camelot Typefaces vertrieben wird. Sie ergänzen das Redesign von form in wiederkehrenden Rubriken und sorgen hier und da für optisches Ausbrechen.
Neue Zwischenüberschrift (Claim)
63 Jahre Designgeschichte liegen zwischen der ersten und der aktuellen Ausgabe von form – eine lange Tradition, die im Redesignprozess natürlich berücksichtigt wurde. Doch was verbindet die erste mit der aktuellen Ausgabe? Und wofür steht die Marke form auch in Zukunft? „Natürlich steht die Marke form für Design“, sagt Nina Sieverding, Chefredakteurin von form, „Sie steht aber auch seit jeher – und unabhängig von der jeweiligen Chefredaktion – für Haltung. Nicht nur für eine Haltung zum Design, sondern vor allem für eine Haltung zur Gesellschaft.“ Der neue Claim „Magazin für Haltung und Design“ soll diese Beziehung in Zukunft hervorheben.
form 291: Sicherheit
Die erste Ausgabe im Jahrgang 2021 widmet sich dem Fokusthema Sicherheit in all seinen Facetten. Im Interview mit Anton Rahlwes spricht Ralf Raths, der Direktor des Deutschen Panzermuseums, über Sicherheit in Form von Gewalt. Der Stylist Dogukan Nesanir berichtet darüber, wie ihm sein Job das Gefühl von Sicherheit verschafft. In ihrem persönlichen Essay „Sind Sie sich sicher?“ reflektiert die Designerin und Kuratorin Matylda Krzykowski Momente ihrer beruflichen Laufbahn. Die Fotografin Fiona Körner dokumentiert gebaute Sicherheit in Form von Musterhausparks. Und die Autorin Susanne Schaller geht der Geschichte der Signaletik auf die Spur. Außerdem berichten wir über programmierbare Materialien, werfen einen Blick in die Porträtsammlung des Schweizer Fotografen Melchior Imboden, tauchen an der Seite von form-Kolumnist Christoph Rauscher in die Untiefen der Computerviren ein und erfahren von Designerin Sabine Marcelis, welches Objekt sie gerne designt hätte.