Das Buch Graphic Languages: A Visual Guide to the World’s Writing Systems untersucht die wesentliche Rolle von Schrift in der Gesellschaft, denn: Schrift, Sprache und Kultur sind voneinander untrennbar. Oliver Häusle, Grafikdesigner und Herausgeber der Publikation, stellt 26 der weltweit verbreitetsten Schriftsysteme vor.
Die Schriften werden zunächst nach einheitlichen Parametern wie Diakritika, Orthografie und dem historischen Kontext kurz vorgestellt. Diese Einordnung ermöglicht einen schnellen Überblick und einen Vergleich zwischen den Schriftsystemen. Dabei verzichtet Häusle auf einen visuellen Gesamtüberblick. Für ein besseres Verständnis wäre eine vollständige Darstellung sinnvoll, würde jedoch den Rahmen, unter anderem wegen umfangreicher Logografien mit tausenden von Zeichen, sprengen. Für den gleichberechtigten Umgang ist also der Verzicht ein nachvollziehbarer Kompromiss. Hervorragend ist dagegen die vergleichende Abbildung von Schriftarten und -schnitten innerhalb der Zeichensysteme. Genau diese Gegenüberstellung unterschiedlicher, nicht-lateinischer Fonts, macht Graphic Languages zu einer Bereicherung in der Fachliteratur für Typografie.
Die Gestaltung des Buches nimmt sich zurück: monochrom, unaufgeregt, strukturiert. Informieren statt imponieren! Den unterschiedlichen Schriften wird entsprechend Raum gelassen. Die Schriftzeichen der Mitwirkenden füllen großformatig die Buchseiten. Zusätzliche Informationen zu den Gestalter*innen und Typefoundries finden sich im ausführlichen Glossar. Und für diejenigen die sich gerne weiter in diese Thematik vertiefen möchten, wird der Einstieg dank der kommentierten Bibliografie vereinfacht.
Mit 448 Seiten ist Graphic Languages ein umfangreiches Nachschlagewerk, das Schriftgestaltung außerhalb eines eurozentrischen Kontextes erkennt und darstellt.
MAXIMILIAN BARTHEL